Man kennt eine Vielzahl von Erkrankungen, deren Ursache in kleinsten (submikroskopischen) Veränderungen der Chromosomenstruktur liegt, die mit einem Verlust chromosomalen Materials (sog. Mikrodeletionen) oder zusätzlichem Chromosomenmaterial (sog. Mikroduplikationen) einhergehen. Daher kann bei einem unauffälligen Chromosomenbefund und entsprechendem klinischem Verdacht eine Methode mit höherem Auflösungsvermögen in Erwägung gezogen werden: die Array-CGH (comparative genomic hybridization)
Wertvolle Informationen durch Array CGH Diagnostik
Mit der Array-CGH können bis zu 100-fach kleinere Chromosomenveränderungen dargestellt werden als mit der konventionellen Chromosomenanalyse. Als besonders wertvoll haben sich Array-CGH-Analysen bei Patienten mit verzögerter geistiger und körperlicher Entwicklung, einer autistischen Erkrankung oder angeborenen Fehlbildungen erwiesen. Während mittels konventioneller Chromosomenanalyse nur bei ca. 3 % der Patienten Chromosomenanomalien detektiert werden, kann mittels Array-CGH bei 15 – 20 % der Patienten eine chromosomale Ursache identifiziert werden (Fälle mit einer Trisomie 21 nicht eingerechnet).
Untersuchungsangebote
Eine Untersuchung der Chromosomen mittels Array CGH kann pränatal und postnatal erfolgen.
Bei der Array-CGH werden sowohl die DNA eines Patienten sowie die einer gesunden Kontrolle (Referenz-DNA) mit jeweils unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen markiert und gleichzeitig auf einen Glasträger mit definierten DNA-Sequenzen (Array / DNA-Chip) aufgebracht. Die jeweils „passenden“ (komplementären) DNA-Abschnitte der zugegebenen Patienten- und Kontroll-DNA gehen eine Bindung mit der auf dem Chip fixierten DNA ein (Hybridisierung). Ein Vergleich der Farbintensitäten erlaubt eine Aussage über Veränderungen der Kopienzahl ganzer Chromosomen, aber auch kleinster Chromosomenabschnitte beim Patienten.
Weist man Chromosomenveränderungen in der Array-CGH nach, so werden zur Abschätzung ihrer Konsequenzen vergleichbare, in der Literatur und in den Datenbanken beschriebene Fälle herangezogen. Die Interpretation erfolgt unter Berücksichtigung der Standards des American College of Medical Genetics and Genomics (ACMG) und der Clinical Genome Resource (ClinGen). Die Kenntnis der klinischen Daten eines Patienten ist besonders wichtig. Wir bitten daher um entsprechende Angaben bei der Anforderung einer solchen Untersuchung.
Indikationen
Die Array-CGH erfordert einen besonderen Untersuchungsaufwand. Für eine möglichst rationale Diagnostik ist daher eine sorgfältige Indikationsstellung notwendig.
Im Pränatalbereich stellt die Array-CGH derzeit keine Regelleistung der GKV dar. Um in begründeten Einzelfällen eine Kostenübernahme durch die jeweilige Krankenkasse zu klären, lassen wir Ihnen gerne einen Kostenvoranschlag zukommen. Indikationen für eine pränatale Array-CGH sind:
• Eindeutige Ultraschallauffälligkeiten
• Verdacht auf einen unbalancierten Karyotyp nach unauffälliger pränataler Chromosomenanalyse
Präanalytik und Versandmaterial
Die pränatale Array CGH wird immer im Zusammenhang mit einer konventionellen Chromosomenanalyse durchgeführt. Für diese Probenmaterialien bitte Safety-Bag Genetik mit Warnhinweis verwenden. Material für Zellkultur nicht einfrieren!
Auftragsformulare, Versand- und Verpackungsmaterial bei MVZ diagnosticum Frankfurt, Zentrum für Humangenetik Frankfurt anfordern.
Anforderung
Im Pränatalbereich stellt die Array-CGH derzeit keine Regelleistung der GKV dar. Sie ist eine Selbstzahlerleistung.
Indiktionen
Die Array-CGH erfordert einen besonderen Untersuchungsaufwand. Für eine möglichst rationale Diagnostik ist daher eine sorgfältige Indikationsstellung notwendig. Postnatale Indikationen sind laut aktuellem EBM:
• isolierte Intelligenzminderung bei einem Kind > 3 Jahren (IQ Test < 70)
• geistige Behinderung mit Dysmorphiezeichen in mind. zwei Systemen
• tiefgreifende Entwicklungsstörung des Autismus-Formenkreises
• Fehlbildungen / schwere Funktionsstörung des Gehirns unbekannter Ursache
• multiple angeborene Fehlbildungen
• multiple dysmorphologische Merkmale bei unauffälligem Karyotyp
Präanalytik und Versandmaterial
Postnatale Array CGH wird durchgeführt an:
- EDTA-Blut
Auftragsformulare, Versand- und Verpackungsmaterial bei MVZ diagnosticum Frankfurt, Zentrum für Humangenetik Frankfurt anfordern.
Hinweise Probentransport:
Für alle genannten Probenmaterialien: Safety-Bag Genetik verwenden.
Anforderung mit Überweisungsschein
Falls noch nicht durchgeführt, bitte zunächst eine postnatale Chromosomenanalyse anfordern. Erst bei unauffälligem Befund der Chromosomenanalyse kann Array CGH als gKV Leistung erfolgen.
Zur Anforderung von zytogenetischen und molekulargenetischen Untersuchungen als kassenärztliche Leistung Überweisungsschein (Muster 10) verwenden. Die genetische Diagnostik belastet nicht das Laborbudget des überweisenden Arztes.
Siehe auch: https://www.kbv.de/media/sp/2016-10-26_Praxisinformation_Genetische_Laboruntersuchungen_Veranlasser.pdf
Zum Nachweis der im folgenden beschriebenen Veränderungen ist die Array CGH nicht geeignet. Hier hat die konventionelle Chromosomenanalyse weiterhin eine wichtige Stellung in der Diagnostik:
- gleichzeitiges Vorkommen von Zellen mit unauffälligem Chromosomensatz neben Zellen mit einer Abweichung hiervon bezeichnet man als „Mosaik“. Mosaike mit einem geringen Prozentsatz an veränderten Zellen, sog. niederfrequente Mosaike, können mittels Array-CGH nicht nachgewiesen werden.
- balancierte Translokationen können mittels Array-CGH nicht nachgewiesen werden. Bei einer Translokation haben Umlagerungen von Chromosomenbruchstücken an ein anderes Chromosom stattgefunden. Bleibt die Menge des genetischen Materials bei solchen Umlagerungen gleich, so spricht man von einer balancierten Translokation.
Mehr Informationen zu unserem Leistungsspektrum in der zytogenetischen Diagnostik erhalten Sie im Leistungsverzeichnis.